Mit Baby im Bauch zum neuen Arbeitgeber

Soraya, seit wann arbeitest du bei plenum?

Seit Juli 2022. Ich war davor über 5 Jahre in einer anderen Beratung tätig.

Wie war dein Wechsel?

Aufregend. Denn ich war schwanger. Die Frage, wie mein neuer Arbeitgeber auf diese Nachricht reagiert, hatte mir schlaflose Nächte bereitet. Als dann das klärende Gespräch kam, war ich wahnsinnig nervös. Wer möchte seinem Arbeitgeber schon sagen, dass er schwanger zum ersten Arbeitstag erscheint, noch nicht mal 3 Monate bleibt und dann in den Mutterschutz geht? Mit der Reaktion von plenum hätte ich nie gerechnet. Mein Chef hat es locker aufgefasst! Ich erinnere mich noch an die Worte „Und ich hatte schon Angst, dass du doch nicht zu uns willst! Wenn es nur das ist! So ist eben das Leben. Menschen kriegen Kinder, haben pflegebedürftige Eltern, etc. “

Wie ging es dann weiter?

Für mich war klar, dass ich direkt nach dem Mutterschutz gerne wieder arbeiten möchte. Bei der Elternzeit meiner großen Tochter war mir das klassische Elternzeitjahr viel zu lang. Ich wollte trotz zwei Kinder und einen Haufen Gegenwind in der Familie 8 Wochen nach der Geburt wieder arbeiten – aber reduziert mit 15 Stunden pro Woche bis zum sechsten Lebensmonat und das komplett aus dem Homeoffice heraus. Danach wollten mein Mann und ich uns pro Monat mit der Elternzeit und der Arbeit abwechseln.

Wie war das umsetzbar?

Sehr gut! Mein Sohn hat tagsüber viel geschlafen. Meine Tochter war vormittags in der Kita. Die Zeit habe ich genutzt. Ich habe von meinem Chef jegliche Freiheit und Flexibilität zugesprochen bekommen. Die 3 Stunden am Tag konnte ich also einfach so verteilen, wie es mit Baby und Kind gepasst hat. Das war das Schöne daran, denn ich musste auch nicht auf Krabbelgruppen, Babyschwimmen oder meine Sportkurse verzichten. Mein Mann, der viel im Homeoffice arbeitet, hat in seiner Mittagspause sich ums Baby gekümmert, sodass ich zu dieser Zeit meine Calls legen konnte. Und selbst wenn ich in den Calls, meinen Sohn parallel auf dem Arm hatte oder mit einer Rassel beschäftigte, reagierten alle Kollegen sehr gelassen.

Hattest du Bedenken?
Oh ja, spätestens als mein Sohn Koliken hatte und der Arbeitsstart näher rückte. Ich erinnere mich an das Telefonat mit meinem Chef, der mich im Mutterschutz angerufen hatte und wissen wollte, ob mein Plan noch steht. Ich habe ihm gesagt, dass ich große Zweifel habe mit so einem schreienden Baby. Auch hier war mein Chef sehr entgegenkommend und hat mir jegliche Unterstützung zugesagt. Wir haben zu dem Zeitpunkt dann auch einen weiteren Praktikanten eingestellt. Und die Koliken waren bis zu meinem Start wieder weg.

Würdest du es genauso wieder machen?

Definitiv. Natürlich gab es auch mal Tage, an denen es anstrengend war. Zum Beispiel als mein Mann auf Dienstreise war, ich arbeiten und mich um beide Kinder kümmern musste. Aber mir war wichtig meine Karriere weiterhin zu verfolgen. Denn als „Stay-at-home mum“ habe ich mich nie gesehen und die Feministin in mir spricht „Verdien dein eigenes Geld und denke an deine Rente, nicht an die von deinem Mann“. ;-) Ich wünsche mir, dass mehr Frauen sich trotz Kinder oder Schwangerschaft trauen weiterhin ihre Karriere zu verfolgen. Denn meine Kinder habe ich nie als Karrierekiller angesehen.